Donnerstag, 28. Januar 2010

Jauchzet, frohlocket!

Eines meiner interessantesten Projekte in jüngster Zeit bestand in der Reparatur einer Ausgabe von Bachs Weihnachtsoratorium. Der Chorsatz gehört meiner Mutter, und das schon seit ungefähr 30 Jahren. Da das Weihnachtsoratorium in jedem Kirchenchor, der etwas auf sich hält, einmal im Jahr zur Aufführung kommt, sah die Partitur nach all diesen Jahren reichlich mitgenommen aus.



Die Anschaffung einer neuen Ausgabe stand außer Frage: Nach 30 Jahren fleißigen Singens enthielten die Noten derart viele Notizen und Anmerkungen, daß aus dem Chorsatz ein beinahe unersetzliches Dokument geworden war.



Also habe ich mich mit Literatur zum Thema Buchreparatur und -konservierung eingedeckt, und mich (zunächst reichlich nervös) an die Arbeit gemacht. Nach dem Abtrennen des alten Umschlages und der Entfernung jeglicher Leimreste durch das Auftragen von Weizenkleister konnte ich die einzelnen Signaturen voneinander trennen.



Der Falz der äußersten Lage in jeder Signatur war bei fast allen Signaturen eingerissen oder stark geschwächt; der Rest der Bögen war zum größten Teil in relativ gutem Zustand. Ich habe die äußeren Bögen mit Streifen aus Japanpapier verstärkt. Die Streifen werden nicht zugeschnitten, sondern nass gerissen, da sich die ausgefransten Ränder unauffälliger mit dem Papier der Seiten verbinden als eine perfekt gerade Schnittkante.



Nach der Reparatur aller Signaturen habe ich den Buchblock neu genäht und einen neuen, festeren Einband für das gute Stück angefertigt.



Der Buchblock wurde um neue, cremefarbene Vorsatzblätter ergänzt und in den neuen Einband eingehängt. Fertig! Jauchzet! Frohlocket!



Noch mehr Vorher-, Während- und Nachher-Fotos sind hier.

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